Hilfswerk in Guatemala ausgezeichnet

Auch eine Form von Altruismus: Der Jonas-Furrer-Preis

A. M. (Schweizer Freimaurer-Rundschau: März 2003)

Der Jonas-Furrer-Preis, der seit 1998 alle zwei Jahre durch den gleichnamigen Verein vergeben wird, dient dem Andenken des Freimaurers und ersten Bundespräsidenten Jonas Furrer. Am 1. Februar wurde der mit 10’000 Franken dotierte Preis im Logengebäude auf dem Lindenhof zum dritten Mal verliehen. Preisträger ist Beat Schneider, Sekundarlehrer in Küsnacht, für seinen grossen persönlichen Einsatz für das Hilfswerk «Verein Guatemala-Zentralamerika».

Mit dem Jonas-Furrer-Preis soll nicht nur an sein Lebenswerk erinnert werden, sondern es sollen Personen geehrt werden, die sich in Fortsetzung der Furrerschen Tradition aktiv humanistischen Aufgaben stellen. Bruno Fellinger, der Präsident des Vereins, betonte, dass mit dem Preis die drei Grundsätze von Jonas Furrer ausgezeichnet werden sollen: Respekt vor dem Individuum, Solidarität mit den Schwachen und persönliches Engagement für ein Leben in Menschenwürde. Zielsetzung des Preises ist es auch, Wirken und Handeln der Freimaurerei in der Gesellschaft darzutun, die die inhaltlichen Werte, die dem freimaurerischen Gedankengut zugrunde liegen, für die Öffentlichkeit transparent zu machen. Der Verein Jonas- Furrer-Preis steht unter dem Patronat der schweizerischen Grossloge Alpina und den neun Freimaurerlogen des Kantons Zürich.

Die Würdigung des Preisträgers hatte Hans-Ulrich Kull übernommen. Der Verein Entwicklungshilfe für Zentralamerika wurde 1992 durch den im vergangenen Jahr verstorbenen Oberstufenlehrer Konrad Erni gegründet. Erni, der kurz vor seinem Tode die verdiente Ehrung für zwanzigjähriges Wirken zugunsten Guatemalas erfahren durfte, war betroffen ob der erschreckenden Hilfebedürftigkeit der verarmten Urbevölkerung in Guatemala und Mexiko (Chiapas). Er gründete seit 1978 mehrere Hilfsprojekte zugunsten der armen Familien und kleinen Gemeinden auf dem Lande, besuchte die Örtlichkeiten mehrfach unter widrigsten Umständen und war dafür besorgt, dass das von ihm gesammelte Geld richtig platziert wurde. Er war davon überzeugt, dass diese Hilfe den Notleidenden Mut, Zuversicht, Arbeitsmotivation bringt, und er legte so den Grundstein für eine gute Sache.

Und dann kam Beat Schneider dazu: 1997 während eines mehrwöchigen Urlaubs als aktiv mitarbeitender Besucher des Landes, dann als Begleiter von Konrad Erni, und schliesslich als Präsident des Vereins, der 2001 neu den Namen «Verein Guatemala-Zentralamerika» annahm. Ziel und Zweck dieses Vereins sind: «Unterstützung und Förderung nachhaltiger Entwicklungsprojekte in Guatemala und Zentralamerika, insbesondere von Schul- und Ausbildungsstätten; er kann zu diesem Zweck auch andere Organisationen und Einrichtungen in Zentralamerika unterstützen, die den gleichen Zweck erfüllen.» Beat Schneider wendet alle seine Freizeit für die gute Sache auf, opfert ein- bis zweimal jährlich seine Ferien für die selbstberappten Reisen nach Guatemala, er lernte Spanisch, um mit den ortsansässigen Verantwortlichen in dauerndem Kontakt zu sein. Kurz: er lebt für seinen Verein, um Gutes in Guatemala zu tun. Wie alle Vorstandsmitglieder arbeitet auch der Präsident ehrenamtlich und ohne Spesenvergütung. Er ist der Spiritus rector, er engagiert sich für den Verein völlig uneigennützig, ohne Absicht auf Karriere und eigene finanzielle Interessen. Er setzt sich, betroffen von der Armut des Landes, von der Hoffnungslosigkeit der Landbevölkerung und jahrhundertlangen Ausbeutung der Indios, vor Ort und von der Schweiz aus für seine Projekte ein und sorgt für deren Ausführung und Vollendung. Eine funktionstüchtige neue Schule, die erfolgreiche Ausbildung von Frauen in Handwerk und Haushaltarbeiten, der inzwischen gewinnbringende Betrieb der Hühnerfarm, der Umzug der armen Familien von ihren baufälligen Hütten in die neugebauten Steinhäuser, dies ist der immaterielle «Entgelt» für die uneigennützige Arbeit von Beat Schneider.

Hans-Ulrich Kull erinnerte abschliessend daran, dass der Jonas- Furrer-Preis an eine natürliche Person zu vergeben sei, die nicht dem Freimaurer-Bund angehört, aber im Sinne von dessen Gedankengut wirkt. Dieses freimaurerische Gedankengut hat unter anderem wahres Menschentum und die Erfüllung der sozialen Pflichten und die Pflege der Wohltätigkeit zum Ziel. So wie es die beiden früheren Preisträgerinnen, Martha Fotsch von der Schweizerischen Sektion von Amnesty International und Lea Wyler vom Hilfswerk ROKPA (zur Unterstützung der Gassenkinder in Nepal) verkörperten, so ist auch der heutige Preisträger würdig, Empfänger des Jonas-Furrer- Preises zu sein. Beat Schneider beweist mit seinem Einsatz zugunsten der Ärmsten in Guatemala die Richtigkeit des Satzes: «Alles Grosse in der Welt wird nur dadurch Wirklichkeit, dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste.»

Den Preis übergab Präsident Bruno Fellinger an den Preisträger Beat Schneider. Die Feier im Konferenzsaal des Lindenhofes in Zürich wurde umrahmt durch Musikdarbietungen.