Beruf? Beruf und Familie? Beruf, Familie und Loge? Beruf, Familie oder Loge?

Panta rhei, alles ist in Bewegung, alles fliesst

«Die Zukunft existiert nicht, es ist etwas dem wir nachrennen. Und wenn wir sie erreicht haben, wird sie sofort Gegenwart und gleich danach Vergangenheit.»

P. S., Loge Catena Humanitatis, Zürich (Schweizer Freimaurer-Rundschau: April 2008)

Die Welt verändert sich ständig, nicht seit gestern, nicht seit vorgestern sondern seit Jahrmillionen. Ein Prozess. Damit drücken wir aus, dass die Welt sich ständig verändert und dass wir uns zwangsläufig ständig den neuen Gegebenheiten anpassen mussten und müssen. Doch nicht nur die Zeit verändert sich. Sind es die Umweltfaktoren oder persönliche und beeinflussende Faktoren die sich ändern. Auch der «Massstab aller Dinge», Parameter also, von denen wir in der jeweiligen Gegenwart davon ausgehen, dass sie in ihrem Bestand und in ihrer Wertigkeit die für immer bleiben, verändern sich. Nicht nur die Zeit verändert sich auch wir verändern uns. Je nach Lebensabschnitt haben die einen oder die anderen Inhalte eine höhere Priorität und Wertigkeit.

Zu den essentiellen Veränderungen der heutigen Gesellschaft gehören, dass sich der Mensch modernisiert hat. Der persönliche Einsatz, auch im Rahmen der Allgemeinheit hat heute einen anderen Stellenwert. Das Engagement zu Gunsten der Gesellschaft, aber auch zu Gunsten eines Vereins hat heute eine völlig andere Bedeutung. Waren es früher doch mehrheitlich Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, so müssen sich diese Aktivitäten heute gegen Fernseher, Internet, Clubs und weitere Freizeitangebote durchsetzen. Braucht es doch in diesem Zusammenhang ein grösseres Engagement um diese Schwelle von Untätigkeit oder leicht konsumierbarer Kost in persönliches Engagement zu wandeln.

Doch auch in Familie und Beruf hat sich in den letzten Jahrzehnten vieles verändert. Wer geht heute noch über Mittag nach Hause? Wie viele Familien leben vorwiegend als Wochenendfamilie, abgesehen von Patchworkfamilie und selbsterziehenden Müttern und Vätern – und das neben der althergebrachten «normalen» Familie. Die Halbwertzeit der heutigen Ehe ist allgemein bekannt und die Paare leben mit diesem Wissen. Nicht nur die Struktur der Familie, auch die Wertigkeit einer Ehe ist heute eine andere als noch vor 30 bis 40 Jahren. Die Rolle der Frau, heute in ihrer Aufgabe eine Selbstverständlichkeit, hat sich massiv gewandelt.

Zum Beruf: Wer arbeitet noch als das, was er einst studiert oder gelernt hat? Im Schnitt verändert man den Arbeitsbereich, also den Beruf den man schlussendlich ausübt, mehrmals im Leben. Erfolgreich sein, heisst Einsatz leisten. Einsatz, schlussendlich auch auf Kosten der Familie. Doch ohne Fleiss kein Preis. Wer kennt die Situation nach einem harten Tag nicht, nach einer Geschäftsreise einfach abstellen zu wollen, Füsse hoch lagern, ein Whiskey, Bier oder ein Glas Wein zu geniessen? Vielleicht noch vor dem Fernseher… Doch dann? Die Frau, die Kinder und die gerechtfertigten Ansprüche, auf die sonst schon für die Gemeinschaft rare Zeit, kommen voll zum Tragen. Nichts mit Füssen hoch lagern! Weiter volle Aufmerksamkeit und zu später Stunde vielleicht noch ein Gespräch über die «nur» durchschnittlichen schulischen Leistungen der Kinder. Weil Mann, so die Argumentation, sonst ja keine Zeit für ein Gespräch hat…

Die Früchte der Arbeit fallen also erbarmungslos auf einem zurück. Sie führen zu Spannungsfeldern innerhalb der Familie, der Umfeldes und schlussendlich auch des Berufs.

Der Mensch im Wandel – Der Maurer im Wandel

In diesem beschriebenen Spannungsfeld, in Konkurrenz zu Fernseher, Familie und dem Beruf, zu allem Überfluss auch noch im Wettbewerb mit Kino, Disco, Tennis-, Golf- oder Fitnessclub: Weshalb raffen sich Männer auf, um in eine Loge zu gehen?

Die Gründe können vielfältig sein. Eine gute Freimaurerloge bietet vielfältige, ehrliche Angebote. Damit wird sie zu einem faszinierenden Ort.

  • Sie ist Treffpunkt, an dem man sehr interessante Männer trifft und Kontakte knüpfen kann, die sonst nie geknüpft worden wären.

  • Sie ist ein Veranstaltungsort hochwertiger Vorträge, Diskussionen und anderer kulturellen Ereignisse.

  • Sie ist ein Weiterbildungszentrum mit dem Hauptthema Ethik.

  • Sie ist ein Ort der Ruhe und Entspannung, an dem man Kraft schöpfen kann.

  • Sie ist vor allem eins: ein Ort, an dem man sich von Anfang an wohl fühlt.

Wenn wir uns jetzt noch das Altersspektrum der Brüder ansehen: Welches könnten die Beweggründe sein, die im jeweiligen Lebensabschnitt für einen Logenbesuch relevant sind?

  • Jüngere Männer, um die 30 bis 35 Jahre, treibt grösstenteils Neugier, und die Suche nach Beziehungen. Der Wille, etwas zu bewegen und möglicherweise auch der Wunsch nach väterlicher Freundschaft, spielen auch eine grosse Rolle.

  • Männer im Alter zwischen 35 und 50 Jahren sind ausgefüllt von Familie, Kindern, Beruf und Stress. Sie sehnen sich nach einem Ort der Begegnung, nach Zeit, Musse und Ruhe.

  • Männer im Alter von über 50 Jahren treibt meist für sie immer wichtiger werdende Fragen nach dem Sinn des Lebens. Zu dieser Frage möchte er in der Loge Antworten oder zumindest Hinweise finden.

  • Nach 60 beginnt die Suche nach neuen Aufgaben, nach neuen sozialen Beziehungen, nach Möglichkeiten weiter am aktiven Leben teilzunehmen

Familie – Beruf – Loge – im Kontext

All diese Aspekte unter einen Hut zu bringen, wahrlich nicht immer eine leichte Aufgabe. Kernpunkte des gesellschaftlichen Wandels sind demnach in Bezug auf unser Thema:

Familie, Bedürfnisse der Familie und der Gesellschaft. Die Gesellschaft stellt heute höhere Ansprüche an die Menschen als Teil der Familie. Es entsteht Druck von Seiten der Gesellschaft aber auch von Seiten der Familie per se.

Beruf, Bedürfnisse des Berufes: Die Arbeit und die Arbeitszeit ist nicht mehr «verplant» und «geregelt». Sie richtet sich nach den täglichen Bedürfnissen beziehungsweise nach Arbeitsanfall oder Priorität. Neue Bedürfnisse seitens Gesellschaft und Konsumenten erfordern einen Strukturwandel und ein Umdenken. So beispielsweise im Zusammenhang mit Ladenöffnungszeiten. Anders gestaltete Öffnungszeit der Geschäfte, offen auch am Abend, Sonntag oder 7 /24, das heisst während sieben Tagen über 24 Stunden. Alles ist im Wandel. Auch der Gegentrend, das heisst das Bestreben zur Harmonisierung. Solche Bestrebungen zeigen sich beispielsweise im job sharing, in flexibleren Arbeitsstellen zu 50%, 80 %, in Teilzeitjobs aber auch über die Möglichkeit, via Computer gewisse Arbeiten von zu Hause ausführen zu können.

Die Loge als Plattform, Pol und Perspektive: Die Loge soll der ruhende Pol sein und damit ein Motivationsgrund die Loge zu besuchen. Die Loge ist ein Ort der Besinnung, des Überdenkens der eigenen Tätigkeiten und Handlungsweisen. Innerhalb der Loge spürt man, dass man mit diesen Gedanken nicht allein ist, man spürt den gemeinsamen Willen, humanitär zu denken und zu handeln. Das hilft diese Absichten im Alltag umzusetzen.

Von der Loge erfolgt eine Rückkoppelung auf den Freimaurer persönlich, auf die Familie und auch auf den Beruf. Die Regelmässigkeit des Logenbesuchs als Ort der Entspannung, Besinnung und Auseinandersetzung mit nicht alltäglichen Themen nimmt dabei eine wichtige Stellung ein. Zwar weg von der profanen Welt aber als Anregung mit dem Ziel, sein Tun gezielt und respektvoll auf meine Umgebung, das heisst Familie, Gesellschaft und Beruf, umzusetzen. Die Loge gibt die Werkzeuge, um persönlich umsichtiger und bewusster zu leben und zu handeln.

Familie, Beruf und Loge bilde eine Einheit und leben neben- und miteinander, ohne einander zu hindern. Im Gegenteil, um sich zu ergänzen. Gerade bei als Antipoden betrachteten menschlichen Situationen «Familie und Beruf» wird die Loge eine konstruktive und vermittelnde Rolle übernehmen. Dies auch unter dem Aspekt des situativen Wandels der Prioritäten innerhalb dieses Dreigestirns.