Ein beeindruckendes «Kollektivwerk»
Nun ist der erste Band des «Guide Suisse du Franc-Maçon» auch in Deutsch erschienen. Verantwortlich zeichnet die Forschungsgruppe Alpina (FGA). Das Buch ist den Themen «Geschichte & Ritus» gewidmet. Diese reichen von der Vergangenheit bis heute. Gewährleistet sind also Geschichtsbewusstsein wie auch Aktualität.
Lieber Br∴ M., zunächst einmal herzliche Gratulation zum neuen «Guide Suisse du Franc-Maçon»! Inwiefern ist er ein Meilenstein?
Br∴ M. C.: Die Ausgabe von 1999/2000 war reich bestückt und weit entwickelt. Die Schweizerische Grossloge Alpina (SGLA) gibt der FGA aber alle 20 Jahre den Auftrag, den «Guide» aufzufrischen, mit neuen Themen und Begriffen sowie Informationen aus dem Internet. Das ergab ein Mehrvolumen von 30 bis 40 Prozent und führte dazu, dass wir den Stoff aufteilen mussten. Band I widmet sich der Geschichte und den Riten, Band II der Freimaurerei in der Welt. Ein dritter Band wird die Künste vorstellen, also Kino, Musik, Literatur, Briefmarken, Porzellan usw.
Wer ist euer Zielpublikum?
Im Covertext des ersten Bands sprechen wir von «Bruder oder Schwester Freimaurer oder auch ganz einfach (als) Mann und Frau».
Gibt es Ähnliches wie den «Guide» auch in anderen Ländern?
Es existieren landesinterne Publikationen über die Aktivitäten der einzelnen Logen bzw. Grosslogen. Zudem veröffentlichen die Forschungslogen ihre Organe, vergleichbar mit unserer «Masonica». Ich denke z. B. an das «TAU» des QC Bayreuth. Doch ein Handbuch kennt man dort nicht.
Du sprichst von Forschungslogen und nicht von Forschungsgruppen. Wie ist die FGA einzuordnen?
Wir sind keine Loge, sondern eine Gruppe. So stehen wir unter der Schirmherrschaft der SGLA, sind für sie eine Antenne und pflegen auch ihren Geist. Seit einer Vereinbarung im Jahr 2002 sind unsere Aufgaben klar definiert. Doch letztlich sind wir von ihr unabhängig. Das gibt uns eine gewisse Freiheit. Wir können auch mit anderen Obödienzen zusammenarbeiten oder in der Widmung eingangs des Werks auch die feminine Version anführen.
Was darf der Bruder Leser erwarten?
Er wird u. a. informiert über die Anfänge der spekulativen Freimaurerei, die Anerkennung durch London, die Aufklärung sowie die Details zu den Ritualen, die Bedeutung der Loge und die 84 Bauhütten der SGLA.
Enthält Band I der deutschen Übersetzung gegenüber dem französischen Pendant inhaltliche Neuerungen?
Ja. Ich denke an das Freimaurermuseum in Bern, das 2015 noch kein Thema war, oder an den neuen Grossmeister, Br∴ Dominique Juilland. Allgemein sind die Ereignisse nach 2017 nun erfasst.
Euer Werk, insbesondere Band I auf Deutsch, verdankt sich grosser Arbeit. Wie habt ihr euch organisiert?
Wir haben die Logen sowie einzelne Brüder für eine Zusammenarbeit gewinnen können. Insofern können wir von einem Kollektivwerk sprechen. Die Idee für die deutsche Ausgabe kam uns 2016, und 2017 ging die Arbeit los. Beteiligt waren die Brüder Christoph Meister, Walter Baud, André Bamat, Silvio Amstad-Wang, Daniel Gyger, Peter Marty, Peter Steiner, James Miller und ich. Den Feinschliff übernahm ich. Im Juli 2019 konnte ich die Arbeit abschliessen.
Was war die grösste Herausforderung?
Der Umfang von 370 Seiten sowie eine exakte Übertragung der masonischen Begriffe.
Die Auflage der beiden französischsprachigen Bände beträgt 2‘000. Wie sieht das bei der deutschen Übersetzung von Band I aus? Wie bewerbt und verbreitet ihr das Buch?
Die Auflage beträgt 1000 Exemplare. Wir streuen einen Flyer und dürfen den Band an der Generalversammlung der SGLA vom 19. Oktober präsentieren. Auch haben wir die Logen im Fokus, die das «Handbuch» ihren Lehrlingen weiterreichen können. Wir werben in masonischen Zeitschriften. Br∴ Christoph Meister wird sich beim QC Bayreuth für die Publikation einsetzen. Das «Handbuch » kann über unsere Homepage bezogen werden (>masonica-gra. ch/de). Es ist bei der Buchhandlung Payot aufgelegt und über den Buchhandel allgemein erhältlich. Vielleicht machen wir später ein e-Book.
Und die Zahlen?
Wie gesagt legen wir 1000 deutsche Exemplare auf. Das ergibt Kosten von 9000 Franken zuzüglich Mehrwertsteuer. Ab zehn Exemplaren gewähren wir einen Sonderpreis von 26 Franken gegenüber 29 Franken. Honorare entfallen, es handelt sich um ehrenamtliche Arbeit. Vom französischsprachigen Band I haben wir bereits über 1200 Exemplare verkauft und sind damit in der Gewinnzone. Dies und die vielen positiven Echos stimmen uns zuversichtlich, dass die Rechnung auch beim deutschen Band I aufgehen wird. T. M.