Teilzeit: Schweiz an zweiter Position
Im Januar 2019 hat das Bundesamt für Statistik (BFS) die Zahlen zur Teilzeiterwerbstätigkeit in der Schweiz 2017 veröffentlicht. Es stützt sich dabei auf die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE). Klar erkennbar ist: Die Teilzeiterwerbstätigkeit hat in den letzten zwanzig Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Hier eine gekürzte Fassung.
Im europäischen Vergleich weist die Schweiz einen der höchsten Teilzeitanteile auf. Mehr als ein Drittel aller Erwerbstätigen arbeitet hierzulande Teilzeit, d. h. zu einem Beschäftigungsgrad von weniger als 90%. Allerdings ist die Teilzeiterwerbstätigkeit je nach Bevölkerungsgruppe sehr unterschiedlich ausgeprägt, und sie zeichnet sich durch verschiedene Formen aus. Besonders verbreitet ist diese Arbeitsform bei Frauen, bei Personen im Rentenalter und bei Personen, die als Hilfsarbeitskräfte tätig sind. (…)
1. Entwicklung der Teilzeiterwerbstätigkeit
Im 2. Quartal 2017 arbeiteten in der Schweiz insgesamt 1,7 Millionen Erwerbstätige Teilzeit. Damit belief sich der Anteil der Teilzeiterwerbstätigen auf 36,7%, was gegenüber 1997 einem Anstieg von 8,4 Prozentpunkten entspricht. Der Teilzeitanteil ist bei Frauen mit 59,0% zwar mehr als dreimal höher als bei Männern (17,6%), jedoch hat diese Quote bei den Männern im beobachteten Zeitraum mit +9,0 Prozentpunkten viel stärker zugenommen als bei den Frauen (+5,4 Prozentpunkte). (Es) ist eine starke Zunahme der Teilzeiterwerbstätigkeit zu beobachten.
2. Merkmale der Teilzeiterwerbstätigen
Teilzeit nimmt mit dem Alter zu
Bei den 15- bis 24-Jährigen ist die Teilzeiterwerbstätigkeit am schwächsten verbreitet: Rund ein Viertel der Erwerbstätigen dieser Altersgruppe arbeitete 2017 zu einem reduzierten Beschäftigungsgrad 1*). Mit dem Alter nimmt der Teilzeitanteil tendenziell zu. (…) Bei den 65-Jährigen und Älteren ist diese Arbeitsform mit 79,5% am stärksten ausgeprägt.
Drei Viertel der Teilzeiterwerbstätigen sind Frauen
(…) Im Jahr 2017 waren 74,3% der Teilzeiterwerbstätigen Frauen (1,260 Mio. Frauen gegenüber 435 000 Männer); im Vergleich dazu beträgt der Frauenanteil unter allen Erwerbstätigen lediglich 46,4%.
Grosse Unterschiede je nach Qualifikation
Erwerbstätige mit Ausbildung auf Sekundarstufe I arbeiten seltener Teilzeit als jene mit Ausbildung auf Sekundarstufe II (30,4% gegenüber 40,1%; Tertiärstufe: 34,7%). Nach Berufshauptgruppen betrachtet fällt aber auf, dass Hilfsarbeitskräfte mit 60,1% am häufigsten zu einem reduzierten Pensum arbeiten, gefolgt von Bürokräften und verwandten Berufen (50,0%) sowie Dienstleistungsberufen und Verkäufern (48,8%). (…)
Teilzeit in gewissen Wirtschaftsabschnitten des Dienstleistungssektors stark verbreitet
Zwischen den Wirtschaftsabschnitten sind grosse Unterschiede hinsichtlich des Teilzeitanteils zu beobachten. Die Spannweite reicht von 12,3% im Wirtschaftsabschnitt «Baugewerbe» bis zu 62,8% im Wirtschaftsabschnitt «Kunst, Unterhaltung, private Haushalte, sonstige Dienstleistungen».
Mütter mit kleinen Kindern am häufigsten teilzeiterwerbstätig
(sh. unten)
Teilzeit bei Führungspersonen schwächer verbreitet
Arbeitnehmende mit Führungsfunktion arbeiten deutlich seltener Teilzeit als Personen ohne Führungsfunktion: Während 45,3% der Arbeitnehmenden ohne Führungsfunktion zu einem Teilzeitpensum erwerbstätig sind, beläuft sich der entsprechende Anteil bei Führungspersonen (…) auf 22,8%.
3. Gründe für Teilzeiterwerbstätigkeit
Kinderbetreuung von jeder fünften Person als Grund für Teilzeit genannt
Familiäre Verpflichtungen gelten als wichtigster Grund, Teilzeit zu arbeiten. So wurden 2017 von 21,3% der Teilzeiterwerbstätigen die Kinderbetreuung und von weiteren 17,8% sonstige familiäre Verpflichtungen als Teilzeitgrund genannt.
Je nach Geschlecht unterschiedliche Teilzeitgründe
Die Kinderbetreuung gilt bei den Frauen als wichtigster Grund, zu einem reduzierten Beschäftigungsgrad tätig zu sein: 331’000 bzw. 26,5% der teilzeiterwerbstätigen Frauen geben dies als Grund an (Männer: 26’000 bzw. 6,1%). An zweiter Stelle folgen sonstige familiäre Verpflichtungen (insgesamt 272’000 bzw. 21,8% der teilzeiterwerbstätigen Frauen; Männer: 27’000 bzw. 6,3%). 206’000 Frauen und 75’000 Männer haben schlicht kein Interesse an einer Vollzeitstelle (16,5% bzw. 17,4%), und weitere 106’000 Frauen bzw. 41’000 Männer haben keine Vollzeitstelle gefunden und sind aus diesem Grund teilzeiterwerbstätig (8,5% bzw. 9,5%).
4. Teilzeitformen
(Es) sind (…) Teilzeitpensen von 50% bis 79% am stärksten verbreitet (38,9% der Teilzeiterwerbstätigen), gefolgt von Teilzeitpensen zwischen 20% und 49% (28,5%). (…)
Tiefe Beschäftigungsgrade bei jüngeren und älteren Erwerbstätigen sehr verbreitet
Insgesamt arbeitete 2017 rund jede achte teilzeiterwerbstätige Person zu einem Beschäftigungsgrad von weniger als 20%. (…) Dieses Teilzeitpensum ist bei 15- bis 24-Jährigen (30,4%) sowie bei 65-Jährigen und Älteren (43,0%) besonders stark ausgeprägt.
10% der Teilzeiterwerbstätigen arbeiten im Jobsharing
(…) Jobsharing wurde 2016 von 9,8% der teilzeiterwerbstätigen Arbeitnehmenden betrieben. Frauen arbeiten mit 10,7% deutlich häufiger im Jobsharing als Männer (6,7%).
5. Unterbeschäftigung
7,3% der Erwerbspersonen sind unterbeschäftigt
Als unterbeschäftigt gelten Teilzeiterwerbstätige, die mehr arbeiten möchten und die innerhalb von 3 Monaten für einen höheren Beschäftigungsgrad verfügbar wären. (…) Frauen sind rund dreimal stärker von Unterbeschäftigung betroffen als Männer (11,3% verglichen mit 3,8%); bei den Ausländerinnen und Ausländern ist die Quote (…) 8,5% (…).
6. Teilzeiterwerbstätigkeit im europäischen Vergleich
(…) Schweiz an zweiter Position nach den Niederlanden
Im internationalen Vergleich zeichnet sich die Schweiz durch sehr hohe Teilzeitanteile aus: Im Jahr 2017 arbeiteten hierzulande 38,7% der Erwerbstätigen zu einem Pensum von weniger als 100%. Lediglich in den Niederlanden liegt die Quote mit 50,7% höher.
(Zusammenstellung T. M.)