Neujahrsbotschaft des Grossmeisters 2018
Würdige und geliebte Brüder
Soeben ist ein für die Freimaurerei wichtiges Jahr zu Ende gegangen: Wir haben das 300-jährige Jubiläum der modernen, spekulativen Freimaurerei gefeiert. Die Erinnerung an die Gründung der Grossloge von England am 24. Juni 1717 wurde in unserem Land allerdings nicht mit pompösen, rauschenden Festen gefeiert. Vielmehr gab es zahlreiche Aktionen an der freimaurerischen Basis, bei unseren Logen, die mitten im Leben stehen und ihren Platz in der modernen Gesellschaft einnehmen. Besonders nachhaltig war die hervorragend gestaltete Ausstellung des Bernischen Historischen Museums unter dem Titel «Top Secret – die Freimaurer», die weit über die Bundesstadt hinaus in die ganze Schweiz strahlte, denn sie wurde von Tausenden von Interessenten aus dem In- und Ausland besucht.
Die Einträge im Gästebuch des Berner Museums zeigen, dass die Öffentlichkeit nach wie vor ein zwiespältiges Verhältnis zur Freimaurerei hat. Das Ausräumen von Vorbehalten und Vorurteilen gegen unseren Bund ist nur möglich, wenn wir unsere Ideale wie Menschenwürde, Humanität und Kosmopolitismus nicht nur auf philosophischer Ebene diskutieren, sondern diese Werte durch individuelles ethisches und moralisches Handeln und Reden zum Ausdruck bringen.
Viele werden sich fragen: Was kann ich da als Einzelner tun? Vor 20 Jahren – auch dies ein Jubiläum – hat der Interaction Councel – eine Gruppe von namhaften Persönlichkeiten, darunter mit Sicherheit auch einige Freimaurer – den Vereinten Nationen und der Weltöffentlichkeit einen Verhaltenskodex vorgeschlagen, der, angelehnt an den Text der Menschenrechtserklärung, statt Rechten eine Reihe von Pflichten beschreibt, die allen Menschen auferlegt sein sollen. Allen voran steht die Pflicht, andere Menschen menschlich zu behandeln. Wäre dies nicht ein taugliches und praktisches Regelwerk für unser Verhalten gegenüber unseren Brüdern und gegenüber der Gesellschaft? Ich bin überzeugt: Würden alle Menschen diese Regeln beachten, gäbe es keine Kriege mehr. Und das brüderliche Verhältnis in den Logen wäre von Harmonie und tiefer Freundschaft geprägt.
Das erfolgreiche Jubiläumsjahr 2017 soll uns dazu ermuntern, mit neuen Anstrengungen und maurerischem Elan in die Zukunft zu blicken. Viele Logen freuen sich über ein verstärktes Interesse von Profanen an einer Mitgliedschaft in unserem Bund. Diesen wirklich suchenden Männern von gutem Ruf und edlem Streben sollten wir die Pforte zur Loge freudig öffnen, damit eine neue Generation zur ständigen Erneuerung unseres Logenlebens beitragen kann und die gesellschaftliche Relevanz der Freimaurerei erhalten bleibt.
Diese Neujahrsbotschaft ist gleichzeitig meine letzte, denn das Direktorium der schweizerischen Grossloge Alpina wird im Juni 2018 turnusgemäss die Verantwortung an ein neues Team übergeben. Wir werden bis dahin mit voller Kraft unser Ziel verfolgen, die schweizerische Grossloge Alpina in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Ein grosses Anliegen ist uns dabei, die guten Beziehungen zu ausländischen Grosslogen zu pflegen, Differenzen zu beseitigen und zum weltweiten Erfolg unserer Bruderschaft beizutragen. Mein Dank gilt hier auch den Grossmeistern und Direktorien im Ausland, welche unsere diesbezüglichen Aktivitäten unterstützen.
Allen Brüdern unserer Grossloge, welche in unseren Logen in der ganzen Schweiz die Freimaurerei sorgfältig und anspruchsvoll pflegen, danke ich aufrichtig und herzlich für ihren Beitrag und ihre Unterstützung. Ich wünsche allen Brüdern und ihren Familien ein erfolgreiches und glückliches neues Jahr.
Maurice Zahnd, Grossmeister